Wir sind noch immer in der Turtle Lodge und der Name ist hier Programm. Hier werden frisch geschlüpfte Schildkröten ins Wasser entlassen. Koordiniert wird das vom Biologen David, der seit 15 Jahren daran gearbeitet hat, dieses Programm aufzubauen.
Bisher wurden viele Nester ausgehoben, weil der Schwarzmarktverkauf der geschützten Eier eine wichtige Einkommensquelle waren. Nun kauft David die Nester mit Spendengeldern auf und bringt die Eier dann mit Unterstützung von Studenten aus Deutschland jede Nacht zur Station bei der Lodge. Zu dieser Jahreszeit sind vorwiegend die Pamala Tortugas anzutreffen. Im Deutschen haben sie den etwas unrühmlichen Namen: olivfarbene Bastardschildkröten.
Etwa 50 Tage nach der Eiablage schlüpfen dann quasi zeitgleich um die 100 kleine Babyschildkröten, die dann ins Meer entlassen werden. Auf diese Weise erreichen statt nur 10 mehr als 90% des Nachwuchses das Wasser.
Eine Nacht begleiten wir David und sein Team und mit sehr viel Glück entdecken wir eine Schildkröte, die gerade mit der Eiablage begonnen hat. Einmal angefangen, lässt sie sich von nichts in der Welt mehr aus dem Konzept bringen und so können wir ganz nah dabei sein, ohne zu stören. Währenddessen werden sogar noch Messungen durchgeführt und eine Kennzeichnung an der Flosse angebracht. Nach 20 Minuten hat SN0019 alles wieder zugeschaufelt und verschwindet erstaunlich flink wieder im Meer.
Jetzt sind wir dran. Vorsichtig buddeln wir das Loch wieder auf, um die golfballgroßen, noch weichen Eier zu entnehmen, um sie anschließend gleich wieder ein paar Meter weiter in der Station einzugraben.
Danach geht es wieder auf Patroullie. Bis nach Mitternacht laufen wir den Strand auf und ab, immer wieder vorbei an der wilden Beachparty unseres Hostels, transportieren Eier und verbuddeln sie.
Jetzt kommt es auf die Temperatur an. Liegt diese über 30 °C, so werden einst Weibchen schlüpfen. Darunter werden es beide Geschlechter.
Der Untertitel „Die letzten Dinosaurier“ kommt übrigens daher, dass die Meeresschildkröten sich seit dem Dinosaurierzeitalter im Wesentlichen nicht mehr verändert haben. Drei Mal im Jahr kommen die Weibchen zur Eiablage an Land. Ansonsten halten sie sich im Meer auf – in Tiefen bis zu hundert Metern. Darüber hinaus ist das Wissen der Menschheit über diese behäbigen Meeresbewohner so dunkel wie der Meeresboden.