Los geht’s – Der Spatenstich

Im Grunde beginnt unser Baublog viel zu spät. Denn tatsächlich sind wir schon über ein Jahr in der Vorbereitungsphase. Grundstückskauf, Entscheidung zwischen Bauträger und Architekt, Ausschreibungen der Gewerke, Grundrissplanung und vieles mehr.

Dabei kommt im ersten Absatz schon das entscheidende Wort vor: „Entscheidung“. An zu treffenden Entscheidungen mangelt es beim Bauen nicht. Und das Schlimme ist, dass viele Details erst dann scheinbar wichtig werden, sobald man den Fokus darauf lenkt.
Ein Beispiel ist die Dachpfanne. Kennt jeder. Wahrscheinlich könnt ihr auch alle ohne hinzuschauen sagen, dass die häufigsten Farben Rot oder Anthrazit sind. Beim genaueren Hinschauen fällt allerdings auf, dass es viel mehr Unterschiede gibt. Was darf es denn sein: Dachziegel oder Dachstein? Welche Profilform? Matt, engobiert oder glänzend? Besonders schlimm ist dahingehend übrigens die Küchenplanung. Es ist eine Auswahl aus schier unendlich vielen Kombinaitonsmöglichkeiten.

Aber für dieses Jahr haben wir Bauen zu unserem Hobby erkoren und möchten euch gerne mit auf diese für uns ganz neue Form einer abenteuerlichen Reise nehmen.

Unterschiede – das Salz in der Suppe

Es gibt ein paar Dinge, die hier in Lateinamerika einfach ganz anders sind als bei uns daheim. Einige davon stehen in dieser Liste

  • Im Fußweg klaffen teilweise so große Löcher, dass ein ganzer Fuß darin verschwinden könnte. (Ob es hier wohl so etwas wie Haftpflicht gibt?)
  • Zwei Materialien sind heiß begehrt: Beton und Stahl. An jeder Ecke kann man Schweißarbeiten sehen. Tische, Stühle, Treppen – einfach alles wird geschweißt.
  • Bäume? Außerhalb der Städte gibt es ganze Urwälder, aber in den quadratisch angelegten Städten findet man bestenfalls einen Baum im Park.
  • Und wo wir gerade bei Städten sind: Stellt euch mal vor, es gäbe keine Adressen. Die Adressen hier ähneln eher einer Wegbeschreibung: „In der dritten Straße gegenüber vom roten Supermarkt“. (Kein Witz!)
  • Die Preisstaffelung bei Transportmitteln funktioniert etwas anders. Oftmals wird pro Person bezahlt. Es kann auch passieren, dass der Taxifahrer unterwegs noch jemand weiteres mitnimmt. Ob man mit dem Bus die Kurzstrecke fährt oder eine halbe Stunde, ändert nicht zwangsläufig was am Preis.
  • Haltestellen wären eigentlich überflüssig. Eine Handbewegung und der Bus hält um Fahrgäste aufzunehmen oder rauszulassen.
  • Wir erleben eine ausgeprägte Offenheit und Herzlichkeit. Für ein kleines Gespräch ist immer Zeit.
  • In einem Hostel haben wir ein schickes Armband erhalten, das uns als Gäste ausweist und eigentlich beim Checkout durchtrennt wird. Weil es so hübsch war, hat Stefanie auf Nachfrage noch ein ganz neues bekommen. Eine Dauereintrittskarte in den Pool sozusagen.
  • Aus Neugier wird auch hin und wieder mal eine Frage zur deutschen Geschichte gestellt: „Ist das Dritte Reich eigentlich eine Politik oder eine Religion? Gibt es das noch?“

Ya viene – ya falta poco

Das Busfahren in Nicaragua und Costa Rica erfordert manchmal blitzschnell von einem Bus in den nächsten zu wechseln und manchmal reichlich Geduld mitzubringen. Nachdem wir im Treehouse und der Laguna Apoyo waren, hieß es für uns wieder in Richtung Landesgrenze nach Costa Rica aufzubrechen.

Für die Strecke von der Laguna Apoyo mussten wir zunächst wieder nach Granada. Wir nahmen für diese Strecke ein Taxi und ließen uns in der Nähe der Post absetzen, um noch einige Postkarten aufzugeben.

Die Weiterfahrt hatten wir uns anschließend schneller vorgestellt. Es war 11 Uhr am Vormittag und das Fenster für den Verkaufspunkt des Busses Transnica war nicht besetzt. Ein Einheimischer erzählte mir, dass die Frau, die dort normalerweise Kunden bedient, meistens bei ihrer Schwester verweilt und wir klingelten dort. Leider war sie auch dort nicht aufzufinden und wir spielten mit dem Gedanken, zunächst einen Bus nach Rivas zu nehmen, um von dort weiter zum Grenzort zu fahren. Da allerdings auch der Bus nach Rivas erst gegen 13:30 Uhr fahren sollte, entschieden wir uns dafür, noch bei einem anderen Überlandbusunternehmen anzufragen, nämlich Ticabus. Dort bekamen wir die Information, dass um 13 Uhr ein Bus Richtung Grenze und von dort weiter nach San José fahren würde. Allerdings hatte dies einen gewaltigen Haken: obwohl wir nur bis La Cruz in Costa Rica fahren wollten, hätten wir den vollen Preis bis San José zahlen müssen. Und dieser hätte soviel betragen, als ob wir ein Taxi die 2 1/2 Stunden bis zur Grenze genommen hätten.

Als wir schließlich wieder beim geschlossenen Transnica vorbeischlenderten, rief man uns zu sich. Eine ältere Dame griff zum Telefon und teilte mit, dass zwei Turisten den Bus um 14 Uhr nehmen wollten und man bat uns in ihrem Wohnzimmer zu warten. Aha, also würden wir um 14 Uhr zur Grenze aufbrechen können.

Schließlich trudelte irgendwann die Frau vom Schalter ein und schloss uns auf. Außerdem rief sie den Busfahrer an und erfuhr, dass der Bus später kommen würde (schätzungsweise um 14:30 Uhr). Es hieß also wieder warten und ich hoffte, wir würden den Grenzort noch im Hellen erreichen.

Gefühlt haben wir mittlerweile schon mehr Zeit mit Warten auf Busse verbracht, als dass wir gefahren wären. Es ist auf jeden Fall eine ordentliche Portion Geduld gefragt. Die Locals kommentieren meistens:

„Ya viene.“ (Gleich kommt er)

„Ya falta poquito“ (Jetzt fehlt nicht mehr viel)

Dabei kann „Ya viene“ durchaus 30 Minuten weitere Wartezeit bedeuten.

Kurios war noch, dass an der Grenze die Pässe aller Passagiere eingesammelt wurden und als Stapel den Grenzbeamten zum Abstempeln gereicht wurden. Defakto wurde unsere Identität bei der Ausreise gar nicht überprüft. Aber so ging es schneller und nachdem der Bus durch weitere Grenzbeamte inspiziert wurde, erhielten wir unsere Pässe samt Ausreisstempel für Nicaragua wieder.

Die Einreise nach Costa Rica war anschließend wie immer freundlich. Wir bekamen sogar einen Reisetipp. Für alle, die grenzüberquerend in Zentralamerika reisen, hier noch ein Ratschlag: immer das Ausreiseticket zum Vorzeigen bereithalten und außerdem eine Adresse einer Unterkunft am Zielort.

Wir kamen übrigens noch im Hellen über die Grenze, wo sich Geldwechsler sowie Hängematten- und Mobilfunkverkäufer tummelten. Als wir schließlich in La Cruz den Bus verließen, war es bereits stockdunkel. Wir fanden kurzerhand ein Taxi, das uns zu einem Hostel fuhr. Während des stundenlangen Wartens hatten wir bereits beschlossen, die Nacht lieber in La Cruz zu verbringen.

Alles in allem gilt es ein Gefühl für die lokale Sprache zu entwickeln. Denn mit „gleich“ ist hier eben manchmal eine Stunde gemeint.

Laguna Matata

Nach so vielen Tagen in der Stadt haben wir uns eine Auszeit genommen – auch vom Schreiben. Heute gibt es viele Fotos.