Archiv des Autors: Stefan

Die perfekte Welle

Ich liege in der Hängematte am Strand, überdacht und vor der harten Sonnenstrahlung geschützt. Der Weg hierher war nicht leicht: Der Sand ist so heiß, dass meine Füße auf den wenigen Metern hierher beinahe durchgebraten sind. Nun lasse ich den Blick über den Pazifik schweifen und lausche den rhythmisch gleichmäßig rauschenden Wellen.

Von hier aus betrachtet besteht die See aus einer silbern funkelnden Fläche, die sich bis an den Horizont erstreckt. Eine kleine Unendlichkeit. Langsam zeichnet sich in einiger Entfernung eine unscheinbare, parallel zum Strand verlaufende Kante gegen das ansonsten homogene Funkeln ab. Nach und nach schleicht sich diese Kante näher an den Strand heran und gewinnt währenddessen immer weiter an Höhe. Mehr und mehr baut sich nun wie aus dem Nichts ein Wasserberg auf und saugt augenscheinlich die zurückströmende Gischt der letzten Welle an, die nun an der entstehenden Wellenfront empor wandert. Mit jedem Meter wird der Turm größer, während sich die Oberkannte langsam aber unaufhaltsam nach vorne neigt. Einen kurzen Augenblick noch zittert der Kamm, bevor die Welle bricht und mit Getöse über sich zusammenstürzt. Jetzt verwandelt sich das Wasser in einen brodelnden weißen Schaum, der auf der Wasseroberfläche zu gleiten scheint, bis er schließlich den Strand überspült.

Das war die romantisch ausgeschmückte Variante von Land aus betrachtet. Es folgt die etwas andere Perspektive eines Surfanfängers im Wasser.

Meine Arme brennen schon vom vielen Paddeln. Kaum habe ich ein paar Sekunden verschnaufen können, rauscht die nächste Welle heran. Schnell mit einer liegestützartigen Bewegung aufrichten, um nicht vom Board gespült zu werden. Und dann wieder paddeln. Das wiederholt sich bis irgendwann mal die sprichwörtlich perfekte Welle auftaucht (die in der Realität gerne eine Weile auf sich warten lässt). Nicht zu groß und nicht zu klein. Der voraussichtliche Brechungspunkt an der richtigen Stelle, usw. Dann ist es soweit: Schnell umdrehen und ausrichten. Wieder paddeln – dieses Mal um Schwung zu holen. In der Sekunde, in der das Board erfasst und hinten angehoben wird, heißt es dann den Oberkörper hochzudrücken und auf die Füße zu springen. Doch schon beim Aufrichten taucht die Spitze zu weit ein und die Welle fegt mich vom Brett. Wasser schießt in meine Nase während ich wie in einer Waschmaschine umhergewirbelt werde. Und dann geht’s von vorne los.

In zwischenzeitlich insgesamt vielleicht sechs Übungsstunden sind mir vielleicht gerade mal zehn Starts geglückt – die dann zu Gleitfahrten zwischen einer und fünf Sekunden Dauer geführt haben. Deprimierend. Der einzige Trost besteht darin, dass es allen so zu gehen scheint. Bis zum Fortgeschrittenenstatus werden wohl noch ein paar weitere Urlaube fällig, denn nun geht es bald ins Landesinnere.

Hasta luego
Stefan

PS: Und hier auf den Fotos sind nur die Babywellen zu sehen…

Eat. Beach. Sleep. Repeat.

Surfen: Der locker leichte Lifestyle. Braungebrannt, immer lässig, die Haare etwas verfilzt vom vielen Salzwasser. Das gefällt uns auch! Und mal ehrlich: So schwer kann das doch nicht sein. Nichts tun kann schließlich jeder und sich von einer Welle treiben lassen ist wohl mit ein wenig Übung machbar. Oder? Weit gefehlt!

Es geht schon damit los, dass nichts tun (wirklich gar nichts tun und das dann auch zu genießen), gar nicht so leicht ist, wie es sich anhört. So seltsam das anmuten mag: Auch Faulenzen will geübt sein.

Und nun kommen wir zum zweiten Teil: die Sache mit den Wellen. Das erste Mal bekommen wir den Pazifik in Jacó zu Gesicht. Seltsamer Weise sind gar nicht so viele Surfer zu sehen. Genau genommen gar keiner. Macht nichts. Ab in die Badehose und rein ins Vergnügen, um einen ersten Vorgeschmack auf die wunderbaren Wellen zu bekommen. Die sind gar nicht mal so klein und ich wünschte, die Schwimmhalle hätte so eine Anlage.

Dann ist es soweit. Am nächsten Tag bereiten wir uns auf unsere erste Surfstunde vor, indem wir uns eine besondere mineralische Sonnencreme ins Gesicht schmieren, die uns wie weiße Geister aussehen lässt. Mit unserem Surflehrer geht es dann an den Rand der Bucht und auf die Bretter. Aber das ist leichter gesagt, als getan. Paddeln, exakt zum richtigen Zeitpunkt aufspringen, das Gleichgewicht halten, die richtige Fußstellung beachten und auch noch die Knie für einen lockeren Stand beugen… Soweit die Theorie, doch während ich noch am Aufstehen bin, hat mich die Welle auch schon vom Board gespült. Und wieder und wieder und wieder… Langsam fühlen wir uns wie ein Cocktail: geschüttelt, nicht gerührt, denn die schätzungsweise 1,5 Meter hohen Wellen haben eine gewaltige Kraft. Nach zwei Stunden bin ich platt, habe gefühlt den halben Pazifik geschluckt oder in die Nase gespült bekommen und habe dabei höchstens zwei bis drei Mal ein wenig elegantes Geradeausgleiten zustande bekommen. Es beschleicht mich das Gefühl, dass hier noch sehr viel Ehrgeiz nötig sein wird.

Fortsetzung folgt…

Das grüne Gewissen

Fünf ganze Jahre ist es nun schon her, dass wir wieder unsere Heimat betreten haben und in der Zwischenzeit ist es sehr ruhig auf unserem Blog geworden. Doch erst jetzt ist unsere Reise erst wirklich abgeschlossen. Hier erzählen wir weshalb…

Schon während wir noch im Flugzeug um die Erde kreisten, schlich sich ein Gedanke ein, das schlechte Gewissen nämlich, mit unserer Reise zwar unzählige wundervolle Momente erlebt zu haben, doch leider auf Kosten einer unglaublich negativen Ökobilanz.

Eine kleine Recherche ergab, dass zwei ausgewachsene Bäume für rund 80 Jahre frische Luft spenden müssten, um unseren Dreck zu kompensieren. Ob diese Rechnung nun so ganz genau stimmt, ist wohl eher nachrangig. Wichtiger war uns jedenfalls, jetzt etwas dagegen zu tun, denn bevor ein Baum so gewaltig groß ist, dauert es schließlich auch einige Jahrzehnte.

So hat Stefanie Kontakt mit der Lübecker Försterei aufgenommen und dort erfahren, dass es möglich ist, Bäume zu spenden. Im Lauer Holz haben wir uns dann an einem etwas regnerischen Tag mit dem Förster getroffen und durften die beiden Ahornbäume sogar selbst einpflanzen.

Das hat so viel Spaß gemacht, dass wir zu Hause gleich noch eine Eichel in einen Blumentopf gesteckt haben, aus der ruckzuck der erste Trieb empor geschossen ist. So haben wir zu einem neuen Hobby gefunden: Bäumchen pflanzen! Jeden Tag sprießt die Eiche nun ein kleines Stück weiter gen Himmel, während die Blätter ihre Form entfalten. Im nächsten Herbst werden wir sie dann an einem schönen Ort irgendwo hier in der Nähe aussetzen und bei dieser Gelegenheit bestimmt gleich wieder ein paar neue Eicheln einsammeln. Es macht wenig Arbeit und viel Freude. Probiert es doch auch einmal!